1960 wurde das Kunstmuseum Bochum unter dem Namen „Städtische Kunstgalerie“ gegründet. Das Kunstmuseum hat sich seither zu einem wichtigen Zentrum für zeitgenössische Kunst entwickelt. Seine Sammlungen und Ausstellungen spiegeln die Dynamik und Vielfalt der zeitgenössischen Kunstszene wider und ziehen Kunstliebhaber aus der ganzen Welt an.
In der Ausstellung des Museumsneubaus habe ich verschiedene Installationen gefunden.
Zuerst habe ich den Film EM CASA, von Dias & Riedweg entdeckt. Ich will gar nichts dazu schreiben, der Beipackzettel des Museums erklärt – unter der Überschrift Wie so leben? – alles und ich denke, mehr Worte bedarf es nicht. Nur soviel: es lohnt sich, die Zeit zu nehmen und die Arbeiten auf sich wirken zu lassen.
Das Selbstporträt im Film EM CASA (AT HOME) (4:23 min, 2021) wurde von dem Künstlerduo Dias & Riedweg in dem Haus konzipiert, gespielt, gefilmt und geschnitten, das sie seit zwei Jahrzehnten in der Nachbarschaft von Santa Teresa in Rio de Janeiro bewohnten. Wie in vielen ihrer Arbeiten steht das Thema des Andersseins oder das Konzept des „Anderen“ im Mittelpunkt. Hier spielt es sich in der Einsamkeit der Quarantäne während der Covid-Pandemie ab. Die Künstler beschlossen, ihre eigenen Bilder in Zwillingsvideos zu vervielfältigen und zwei Pantomimen zu inszenieren. In einem Raum werden jeweils mehrere Mauricio Dias‘ oder Walter Riedwegs präsentiert und einfache typische Situationen der Enge, die die ganze Welt heimgesucht hat, „spielen“. Das Ich wird zu einer Summe vieler anderer, vieler Mauricios, vieler Walters, aber auch aller anderen, einzeln und gemeinsam in der kollektiven Erfahrung der Quarantäne. Die visuelle Wiederholung und Anhäufung der Künstler in den Videos beseitigt jede
Inspiriert von der Namensgeberin, der Göttin Hygeia aus der griechischen Mythologie – die personifizierte Gesundheit und im Element des Wassers, empfängt die Multimediainstallation der Künstlerin Irene Fernández Arcas –Hygeia’s Cave – Collective Regeneration Temple – zur kollektiven Fürsorge. Für den großzügigen Ausstellungsraum mit seiner sieben Meter Deckenhöhe im ersten Obergeschoss hat die Künstlerin einen imposanten und kollektiven Raum der Erholung geschaffen. Hunderte Meter von ihr bemalte und im Blaudruckverfahren gefärbte Stoffe hängen filigran von der Decke. Ein überdimensionales, begehbares Zelt als Tempel. Innen sind Film- und Soundarbeiten zu sehen und zu hören, für die sie weitere Künstler*innen eingeladen hat, kollaborativ zusammenzuarbeiten. Das Element Wasser und seine heilende Kraft stehen dabei im Zentrum und symbolisieren das Leben – ein nicht endendes Fließen des Wassers verspricht Ruhe, aber auch stetige Veränderung.
Am anderen Ende des Raums atmet eine sphärische Form vier Minuten ein, vier Minuten aus. Der slowakische Konzeptkünstler Stano Filko ist für seine Installationen im öffentlichen Raum bekannt, mit denen er sich gegen die monumentale Darstellung des sozialistischen Regimes seiner Heimat, der damaligen Tschecheslowakei, wehrte. Filko wendete sich in seiner Kunst dem kosmischen Raum zu. Der große Ballon Breathing: The Celebration of Air (Dýchanie – oslava vzduchu, 1970) gilt als Schlüsselwerk in Filkos kosmischem Bewusstsein. Im Inneren zirkuliert die Luft, wobei sich die runde Form immerzu ausdehnt und wieder zusammenzieht. Das Atmen des menschlichen Körpers verbindet der Künstler mit dem Pulsieren des Universums.