Ein junger Mann begab sich auf die Reise seines Lebens. Nach einigen Jahren begegnete er der Sonne. Er war fasziniert von Ihrem Licht, das die Welt am Morgen und am Abend verzauberte. Er genoss Ihr Feuer, das ihn tagsüber durchströmte, ihm Lebenskraft schenkte und mit Freude erfüllte. Er dachte: Mit Dir, Sonne, werde ich die Welt erobern. Deine Energie wird mich antreiben und Deinem Feuer kann niemand widerstehen. Doch eines Tages zog ein Unwetter auf und als sich die Wolken verzogen hatten, war die Sonne verschwunden.
Der junge Mann war sehr traurig und er wusste, dass er die Sonne vermissen würde. Doch was hätte er machen sollen, außer seine Reise fortzusetzen? Eines Nachts fand er einen Stern. Der Stern strahlte besonders hell und stand nahe am Norden des Himmelszeltes. Der Mann dachte: Du, mein Stern, wirst mir den Weg weisen, Du wirst mir Orientierung schenken und mit Dir werde ich den Weg zur Sonne finden. Er wandte sich gen Süden, den Stern im Rücken. Eines Tages jedoch konnte er des Nachts den Stern nicht mehr finden. Der Mann dachte, jetzt habe ich den Stern verloren, ich werde die Sonne niemals wieder finden.
Da sah er den Mond und fiel vor Erschöpfung in tiefen Schlaf. Er träumte von der Sonne und dem Stern. Als er aufwachte, dachte er bei sich: Ich werde ein Lager aufschlagen und auf den Mond warten, dass er mir süße Träume von der Sonne und dem Stern schenke. Also schlug er ein Lager auf und träumte, als der Mond aufgegangen war, wieder von der Sonne und dem Stern. Doch mit jeder Nacht wurde der Mond schmaler und schmaler, bis er eines Nachts ganz verschwand. Der Mann war verzweifelt, er dachte: Jetzt habe ich die Sonne, den Stern und den Mond verloren. Ich habe nur noch mich.
Er fühlte große Einsamkeit und beschloss, seine Reise fortzusetzen. Er wanderte viele Jahre und war seine einzige Begleitung. Je länger seine Reise dauerte, umso mehr lernte er seine Begleitung zu schätzen. Er dachte: Ich habe mich, ich kann mich auf mich selbst verlassen, habe viele Kilometer zurückgelegt, ich verschwinde nicht und bin meinen Träumen immer treu geblieben.
Wenig später kreuzte eine Wanderin den Weg des nicht mehr jungen Mannes. Ihr Haar war weiß und auch sie hatte einen langen Weg zurückgelegt. Er blickte in ihr Antlitz und erkannte sich selbst. Als sie sich berührten, durchströmte ihn ihre Wärme und er fühlte die Sonne. In ihren Augen sah er den Stern und wenn sie in seinem Arm eingeschlafen war, war ihm, als würde der Mond sie in sein sanftes Licht hüllen, um ihnen friedliche Träume zu schenken.